Eine 29 Jahre alte Patientin stellt sich an ihrem Geburtstag
in der Notaufnahme vor. Sie klagt über seit 3 Tagen bestehendes Fieber
bis 38,7°C, trockenen Reizhusten sowie Nachtschweiß. Sie ist
Nichtraucherin und arbeitet als Sachbearbeiterin in einer Krankenkasse.
Ihre 2 Kinder im Alter von 3 und 5 Jahren sind ebenfalls mit leichtem
Fieber und gelegentlichem Hüsteln erkrankt, so dass sie zur Zeit
nicht den Kindergarten besuchen können. Zwei Tage vor Aufnahme wurde
trotzdem der Kindergeburtstag des 5jährigen Sohnes gefeiert.
Das EKG ist unauffällig. Im Röntgen Thorax sind beidseitige flaue Infiltrate in den Unterfeldern nachweisbar. Diagnose und Verlauf Es besteht eine Pneumonie der Risikoklasse CRB 1. Anamnese und Befunde weisen auf einen atypischen Erreger hin. Nach Standard wird die Patientin mit einem Makrolid-Antibiotikum (Clarithromycin 2 x 500 mg) in die ambulante Betreuung entlassen. Bei einer erneuten Untersuchung 2 Wochen nach klinischer Besserung wird auf Bitte der Patientin hin eine serologische Untersuchung durchgeführt: die Mykoplasmen KBR ist mit einem Titer von 1:128 deutlich positiv. Somit liegt eine Mykoplasmenpneumonie vor. Zwischenzeitlich sind auch Kälteagglutinine nachgewiesen, welche die Sturzsenkung erklären. Kommentar Mycoplasma pneumoniae gehört bei jüngeren Patienten zu den drei häufigsten Erregern der ambulant erworbenen Pneumonie, bei Älteren stellt er eine Rarität dar. Erkrankungsfälle in der Umgebung (s. Beispiel) und Gruppeninfektionen zeigen die hohe Virulenz des Erregers. Die Klinik entspricht meist der eines ausgeprägteren grippalen Infekts mit flauen Lungeninfiltraten, im Einzelfall werden aber auch schwere Pneumonien bis hin zum ARDS beobachtet. Extrapulmonale Manifestationen sind nicht ungewöhnlich. Eine Monotherapie mit einem Makrolid ist bei den meist jungen und ansonsten gesunden Patienten in der Regel ausreichend. |