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Ein 76-jähriger Seemann stellt sich mit der Einweisungsdiagnose therapierefraktäre Pneumonie vor. Leitsymptom ist eine Belastungsdyspnoe, die es ihm zuletzt unmöglich gemacht hat, sein möbliertes Zimmer im 1. Stock zu erreichen. Der Patient ist lebenslanger Raucher.

Die CRP-Werte sind mit 112 mg/l deutlich erhöht. LDH ist massiv auf 400 U/l erhöht. Eine Leukozytose besteht nicht. Die gamma-GT ist normal.
Die BGA zeigt eine schwere respiratorische Partialinsuffizienz bei deutlicher Hyperventilation: pO2 44 mmHg, pCO2 25 mmHg.
Lungenfunktionell besteht eine Restriktion mit einer Vitalkapazität von 44%. Die Diffusionskapazität ist dramatisch auf 21% erniedrigt.

Ambulant sind bereits 2 antibiotische Therapien bei beidseitigen Infiltraten durchgeführt worden, ohne dass sich das Röntgenbild verändert hätte.

   

Bei Aufnahme wurde ein CT durchgeführt. Diese zeigt beidseitige infiltrative Veränderungen, vor allem entlang der großen Atemwege.

Diagnose und Verlauf

Die daraufhin durchgeführte Bronchoskopie bestätigt die Verdachtsdiagnose: es handelt sich um ein Alveolarzellkarzinom der Lunge.

Bei dem Patienten wurde eine Chemotherapie in Monotherapie mit Gemzitabine durchgeführt. Es kam zu einer dramatischen Remission, die Dyspnoe verschwand und der Patient konnte wieder ambulant geführt werden. Nach 16 Monaten verstarb der Patient an einem Rezidiv.

Kommentar

Das Alveolarzellkarzinom stellt eine typische Differentialdiagnose pulmonaler Infiltrate dar. Charakteristisch ist das Nicht-Ansprechen auf eine antibiotische Therapie. Das führende Symptom ist in der Regel die Dyspnoe. Fieber, Husten und Auswurf sind nicht obligat. Wegweisend kann die LDH-Erhöhung sein, die typischerweise bei entzündlichen Erkrankungen des Lungeninterstitiums (z.B. PCP, Infarktpneumonie) aber auch bei neoplastischen Lungenerkankungen mit erhöhtem Zellumsatz, wie eben dem Alveolarzellkarzinom nachweisbar sind.