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Ein 59jähriger Heizungsinstallateur wird mit Fieber, trockenem Husten und deutlich reduziertem Allgmeinzustand eingewiesen. Er hat 11 kg an Gewicht abgenommen und seinen langjährigen Nikotinabusus vor 4 Wochen wegen zunehmender Dyspnoe eingestellt. Eine COPD und pAVK sind seit längerem bekannt. Die Aufnahmeuntersuchung ergibt eine Tachykardie um 100/Minute, über beiden Lungen feinblasiges Knisterrasseln sowie trockene Rasselgeräusche, lungenfunktionell eine hochgradige Obstruktion (FEV1 24%) sowie eine respiratorische Globalinsuffizienz (pO2 44,5 mmHg, pCO2 45,9 mmHg). Im Labor deutlich erhöhtes CRP (440 mg/l), Leukozyten 10,2/nl, Gamma-GT 130 U/l. Die Bronchoskopie unter nicht-invasiver Beatmung ergibt Eiter im Bronchialsystem bds., kein Anhalt für eine Raumforderung. In der BAL deutliche Neutrophilie und 3% intrazelluläre gramnegative Stäbchen. Das Röntgenbild zeigt eine disseminierte kleinfleckige Beherdung beider Lungen unter Betonung der Unterfelder.

   

Diagnose und Verlauf

Unter der Diagnose einer bakteriellen Pneumonie mit Prädisposition wird initial eine Therapie mit Cefuroxim i.v. gewählt, die zu rascher Entfieberung führt. In der Blutkultur wächst Haemophilus influenzae, in der Typisierung keine Kapselbildung. Der weitere Verlauf ist komplikationsfrei, nach 7 Tagen kann auf eine orale Anschlusstherapie umgestellt und der Patient entlassen werden.

Kommentar

Im Gegensatz zum Kindesalter sind bei immunkompetenten Erwachsenen invasive Hämophilusinfektionen selten. Meist herrschen nichtkapselbildende Stämme mit geringerer Virulenz vor. Der vorgestellte Fall mit disseminierter beidseitiger Pneumonie und positiver Blutkultur spricht daher für das Vorliegen eines nicht näher klassifizierbaren Immundefizits. Eine zusätzliche Rolle könnte die lange Verschleppung der Erkrankung (4 Wochen bis zum Beginn der Antibiotikatherapie) spielen, so dass in der Differentialdiagnose beim schweren Nikotinabusus auch an einen Tumor gedacht werden musste. Therapeutisch sind in den meisten Fällen Aminopenicilline (< 10% Betalaktamasebildung in Deutschland) und nahezu immer Cephalosporine der zweiten und dritten Generation wirksam, so dass diese bei schweren Infektionen für uns das Mittel der Wahl darstellen.