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Ein 70jähriger Patient wird nach Alkoholexzess mit Rippenserienfraktur li und Hämatothorax eingewiesen. Der Allgemeinzustand ist deutlich reduziert. Bei der körperlichen Untersuchung wird bei positivem Auskultationsbefund und Fieber von 38,5°C der Verdacht auf eine Unterlappenpneumonie gestellt, die Behelfsröntgenaufnahme zeigt eine Minderbelüftung im linken Unterfeld. Wegen respiratorischer Insuffizienz bei starkem Thoraxschmerz muss noch am Aufnahmetag eine mechanische Beatmung eingeleitet werden. Nach der Intubation wird bei einer BAL reichlich eitriges Sekret aus der Tiefe abgesaugt und zur mikrobiologischen Untersuchung eingesandt.

Das Direktpräparat zeigt gramnegative Kokken.

Diagnose und Verlauf

Unter der Diagnose einer ambulant erworbenen Pneumonie bei Prädisposition wird eine Antibiotikatherapie mit Cefuroxim (3 x 1,5 g/d) und Gentamicin durchgeführt, worunter sich Symptomatik und Entzündungszeichen langsam bessern. In der BAL – Kultur findet sich Neisseria meningitidis, in nachfolgenden Trachealaspiraten darüberhinaus auch Haemophilus influenzae und methicillinresistente Staphylokokken. Es ergibt sich auch retrospektiv kein Anhalt für eine Meningokokkenmeningitis oder – sepsis, Gruppeninfektionen in der Umgebung liegen ebenfalls nicht vor. Nach protrahiertem Intensivaufenthalt kann der Patient in ausreichendem Allgemeinzustand in die Anschlussversorgung entlassen werden.

Kommentar

N. meningitidis wird in bis zu 10% der normalen Standortflora des Nasenrachenraums gefunden. Meningokokkenpneumonien finden sich im Gegensatz zur Meningitis eher bei älteren Patienten mit chronischen Begleiterkrankungen. Die Therapie mit Betalaktamantibiotika ist in der Regel effektiv, meist handelt es sich um isolierte Organinfektionen, selten kommt es zur Lungenmanifestation im Rahmen einer generalisierten Erkrankung. Während bei Meningitisfällen eine Umgebungsprophylaxe indiziert ist, gibt es hierzu bei Pneumonien keine evidenzbasierten Empfehlungen.

Die Aminoglykoside werden heute für die Behandlung einer Pneumonie nicht mehr empfohlen. Grund hierfür ist die schlechte Gewebegängigkeit und die geringe ther. Breite. Darüber hinaus zeigen Metaanalysen keinen Vorteil einer Kombinationstherapie.