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Bis in die 60iger Jahres des letzten Jahrhunderts hinein wurden gram-negative bakterielle Pneumonien als Rarität betrachtet. Mit Ausnahme von Klebsiellen-Pneumonien waren Pneumonien durch gram-negative Bakterien vor der Einführung von Penicillin praktisch unbekannt. Damit sind gram-negative Pneumonien Erkrankungen der modernen Medizin und direkte Folge des verbreiteten Einsatzes von wirksamen Antibiotika. Heute sind gramnegative Bakterien eine häufige Ursache von sowohl ambulant erworbenen als auch Krankenhaus erworbenen Pneumonien: so werden 9 bis 37 % der ambulant oder im Pflegeheim erworbenen Pneumonien und bis 60 % der nosokomialen Pneumonie durch gram-negative Bakterien ausgelöst. Schon früh ist die hohe Mortalität dieser Erregergruppe bekannt gewesen. Hierfür sind sowohl erregerspezifische Faktoren (z.B. Pseudomonas aeruginosa, Stenotrophomonas maltophilia) als auch Wirtsfaktoren (z.B. bei der E. coli-Pneumonie) verantwortlich.

Enterobacteriaceae

Diese Gruppe umfasst Enterobacter species, Serratia marcescens, Escherichia coli, Klebsiella pneumoniae, Proteus mirabilis, Providencia, Morganella morganii und andere seltene Erreger.

Enterobacter species

Die Inzidenz von Enterobacter-Pneumonien steigt in den letzten Jahren deutlich an. Enterobacter sind bewegliche, gram-negative Stäbchen, die meist nicht bekapselt sind. Enterobacter kann auch in Verbrennungseinheiten oder auf Intensivstationen zu einem hygienischen Problem werden. Typischerweise haben die Patienten schwere Grunderkrankungen. Die mittlere Mortalität beträgt bis zu 45 %, was jedoch wahrscheinlich nicht auf die Pathogenität des Erregers zurückzuführen ist.

E. coli

Unter den ambulant erworbenen gram-negativen Pneumonien stellt E. coli die dritthäufigste Ursache dar (nach Haemophilus influenzae und Klebsiella pneumoniae). Ca. 10 % der nosokomialen Pneumonien werden durch E. coli verursacht. Die Mortalität beträgt je nach Studie ca. 30 %, bei Bakteriämie kann die Mortalität bis 90 % betragen. E. coli ist ein gram-negatives, nicht bekapseltes Stäbchen, welches beweglich oder nicht beweglich sein kann. Der Pathomechanismus einer E. coli-Pneumonie ist häufig eine Aspiration nach Kolonisation der pharyngealen Schleimhaut. Seltener ist die hämatogene Streuung bei Bakteriämien in Folge von Harnwegsinfekten oder Gastroenteritiden. Darüber hinaus ist auch eine Übertragung über die Hände des Personals leicht möglich.

Die ambulant erworbene Pneumonie durch E. coli ist eine Erkrankung des älteren Patienten mit prädisponierenden Grunderkrankungen, wie Diabetes mellitus, Herzinsuffizienz, COPD oder Leberzirrhose.
Ein besonderes Problem im Krankenhaus stellen Coli-Stämme mit der Fähigkeit zur Ausbildung von extended spectrum Betalaktamasen, die eine breite Resistenz u.a. gegen Penicilline und Cephalosporine bewirkt.