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Ein 28jähriger Mann (Nichtraucher, keine Vorerkrankungen) stellt sich im Frühsommer mit plötzlich einsetzendem Fieber bis 40 °C, Kopfschmerzen und Gliederschmerzen vor. Es besteht kein Schnupfen. Der Patient klagt über Reizhusten und progrediente Dyspnoe. Er ist in letzter Zeit nicht im Ausland (auch nicht in China!) gewesen.

Bei der Aufnahme ist eine deutliche Ruhedyspnoe und ein schwerer unproduktiver Dauerreizhusten nachweisbar. Die Atemfrequenz beträgt 32/min., die Sauerstoffsättigung 88%. In der BGA ist der pO2 56 mmHg, pCO2 38 mmHg. Auch bei Aufnahme besteht eine Temperatur von 39,6 °C. Im Labor keine Leukozytose (9,4/nl), CRP deutlich auf 285 mg/l erhöht.

Im Röntgenbild sind beidseitige Unterlappeninfiltrate nachweisbar.

   

Therapie und Verlauf

Der Patient wird mit Sauerstoff über Nasensonde 6 bis 8 l/min. behandelt. Unter der Vorstellung einer Virusgrippe mit bakterieller Superinfektion wird der Patient mit Amantadin (PK-Merz®) i.v. und Ampicillin/Sulbactam (Unacid®) behandelt. Amantadin ist für diese Indikation nicht zugelassen, jedoch bei Influenza A-Infektion gut wirksam. Leider war eine Behandlung mit Zanamivir (Relenza®) aufgrund des massiven Reizhustens nicht applizierbar.
Das Alternativpräparat Oseltamivir (Tamiflu®) war nicht vorrätig. Der Husten wurde symptomatisch mit Codein behandelt, gegen die grippalen Symptome erhielt der Patient nicht steroidale Antiphlogistika.

Am nächsten Tage wurden positive Influenza A-Antikörper (KBR 1:40, normal bis 1:10) gemeldet. Die Blutkulturen blieben steril. Nachdem initial eine Intubation gedroht hatte, besserte sich der Zustand des Patienten sehr rasch, eine Entlassung war 8 Tage später möglich.

Der Patient war nicht geimpft! Nach den aktuellen Impfbestimmungen gehört er allerdings auch nicht zu einem Risikokollektiv. (s. Influenza)

Kommentar

Außerhalb der eigentlichen Influenza-Saison sind Influenza-Infektionen sehr selten. Typisch ist der sehr plötzliche Beginn mit hohem Fieber und schwerem Krankheitsgefühl. Gefürchtet ist vor allem die Superinfektion mit Staphylokokken. Aber auch die Influenza selber kann eine starke Entzündungsantwort mit ausgeprägter Beeinträchtigung des Gasaustausches induzieren. (Erreger)

Eine antivirale Therapie ist innerhalb der ersten 24–48h nach Symptombeginn effektiv, sollte aber schon wegen der hohen Kosten nicht die jährliche Impfung der Risikokollektive ersetzen.