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Eine 23jährige Med. technische Assistentin wird mit produktivem Husten und Fieber von 39,5°C aufgenommen. Eine grippale Symptomatik besteht bereits seit 14 Tagen, eine ambulante Vortherapie mit einem Oralcephalosporin war ohne Effekt. Bei der körperlichen Untersuchung findet sich ein verschärftes Atemgeräusch über dem linken Unterfeld, darüberhinaus ubiquitär trockene Rasselgeräusche bei verlängertem Exspirium. Im Labor ergibt sich ein deutlich erhöhtes CRP (206 mg/l), eine mäßige Leukozytose ohne Linksverschiebung (14,7/nl), sowie erhöhte Leberparameter (Bilirubin 32 mmol/l, GOT 173 U/l, GPT 67 U/l, Gamma-GT 69 U/l ) und ein leicht erhöhtes Serumkreatinin (97 µmol/l). Die Thoraxröntgenaufnahme zeigt bds. symmetrisch eine deutlich verstärkte retikulonoduläre Zeichnung ohne Begleiterguss oder Lymphadenopathie.

Diagnose und Verlauf

Unter empirischer Therapie mit Cefuroxim i.v. und Clarithromycin oral entfiebert die Patientin innerhalb von zwei Tagen. Blut- und Sputumkulturen bleiben negativ, während eine Sputum – PCR auf Chlamydia pneumoniae positiv ausfällt. Auffällig bleibt eine bislang nicht bekannte Bronchialobstruktion, die mit inhalativen Beta-Antagonisten behandelt wird. Die Makrolidtherapie wird auf 14 Tage ausgedehnt und eine Woche nach Absetzen wird vom Hausarzt wegen erneuter Infektsymptomatik eine Tetrazyklintherapie für nochmals 10 Tage durchgeführt. Die Röntgeninfiltrate und pathologischen Laborbefunde sind zu diesem Zeitpunkt weitgehend rückläufig. Eine Chlamydienserologie mittels Mikroimmunfluoreszenztest zeigt einen mittelhohen IgG-Titer ohne signifikante Bewegung, keinen IgM-Titer.

Kommentar

Wegen der hohen Durchseuchungsrate von > 70% in der erwachsenen Bevölkerung sind Primärinfektionen mit Chlamydia pneumoniae in der Inneren Medizin selten, meist liegen Reinfektionen ohne IgM-Antwort vor. Die Serologie ist somit kein geeignetes Diagnoseinstrument. Der Fall illustriert darüberhinaus, dass es sich häufig um eine protrahiert verlaufende Infektion handelt mit uncharakteristischem Beginn und Neigung zu Rezidiven nach Abschluss der Therapie. Makrolid-Antibiotika sind Mittel der Wahl. Eine Eradikation des intrazellulären, zur Persistenz neigenden Erregers wird häufig nicht erreicht. Eine Assoziation zu obstruktiven Atemwegserkrankungen wird diskutiert, ist bislang aber nicht erwiesen.