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Eine 35jährige sportlich erscheinende Frau kommt mit schwerem Krankheitsgefühl in die Klinik. Die Patientin klagt über Gliederschmerzen, Müdigkeit, Schweißausbruch bei Belastung sowie Kopfschmerzen. Der Herzrhythmus sei bisweilen unregelmäßig. Seit 2 Tagen neu aufgetreten sei ein trockener Reizhusten, welcher sie beim Einschlafen stört. Die Patientin arbeitet als Investment-Bankerin und raucht nicht. Bis vor 4 Wochen sei sie sportlich aktiv gewesen.

Laborchemisch sind Entzündungszeichen nachweisbar, LDH ist signifikant auf 312 U/l erhöht. GOT ist auf 122 U/l, GPT auf 107 U/l erhöht. Troponin T ist negativ.

Der Röntgen Thorax wird zunächst als unauffällig befundet. In der Röntgenbesprechung kann eine leichtgradige retikuläre Zeichnungsvermehrung mit Betonung der Unterfelder nicht ausgeschlossen werden. Im hochauflösenden CT sind ebenfalls nur diskrete Veränderungen zu erheben.

Diagnose und Verlauf

Unter der Vorstellung einer rheumatischen Systemerkrankung wird eine umfangreiche Autoantikörper-Diagnostik durchgeführt, welche keinen wegweisenden Befund ergibt. Serologisch sind jedoch Toxoplasma gondii IgM- und IgG-Antikörper nachweisbar. Auch CMV-IgM ist positiv, der HIV-Test negativ.

Unter der Vorstellung eines systemischen Virusinfektes wird zunächst symptomatisch behandelt. Hierunter bessern sich die Symptome sehr zögerlich. Nach 4 Wochen werden die serologischen Untersuchungen wiederholt, die Antikörper gegen Toxoplasma gondii sind nicht mehr nachweisbar, dagegen ist das CMV-IgM auf jetzt 1:1600 erhöht, das vorher negative IgG ist jetzt ebenfalls positiv. Somit besteht eine akute CMV-Infektion mit Begleitpneumonitis und Begleithepatitis.

Im Verlauf bestehen über Monate hinweg rez. Cephalgien und eine massive Leistungseinschränkung, welche zur Kündigung führt. Erst nach 1 Jahr ist die junge Frau wieder belastbar und in der Lage, einer geregelten Arbeit nachzugehen.

Kommentar

Es handelt sich um den ungewöhnlichen Fall einer CMV-Primärinfektion bei einer ansonsten gesunden Patientin. Die Durchseuchung mit Cytomegalie-Viren ist mit etwa 60% sehr hoch. Auch Immunkompetente können erkranken. Die Symptome sind häufig selbstlimitierend und rel. leicht. Typisch ist die „EBV – negative Mononukleose“ und cervicale Lymphadenitis. Viszerale Infektionen in Lunge, Leber oder Darm bzw. ZNS- und Augenbeteiligung sind dagegen meist Ausdruck eines schweren Immundefizits. Die Diagnostik erfolgt beim immunkompetenten Patienten serologisch (positiver IgM-Titer, 4facher IgG Titeranstieg), beim Immunsupprimierten besser durch Direktnachweisverfahren (Antigennachweis, quantitative PCR). Eine Therapieindikation besteht wegen des erheblichen Nebenwirkungspotentials der spezifischen Virustatika (Ganciclovir, Foscarnet) nur bei ausgeprägteren Organinfektionen und bei Immundefizit.